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Helge Döhring: 500 Jahre 1525. Thomas Müntzer und die Bauernkriege im Blick des Anarcho-Syndikalismus
Döhring beschäftigt sich auf 160 Seiten mit der anarchistischen und anarchosyndikalistischen Rezeption der Revolution der Landbevölkerung. Dabei legt der Syndikalismusforscher den Fokus auf die Bewegung um Thomas Müntzer, die, obwohl stark religiös geprägt, eine radikale Gesellschaftsveränderung forderte. Wir erfahren bei Döhring, wie bekannte Anarchosyndikalisten wie Rudolf Rocker und Fritz Oerter die Bauernrevolution beurteilten. Natürlich bezogen auch sie sich besonders positiv auf Thomas Müntzer, der den sozialrevolutionären Flügel der Bauernrevolution anführte. Verlag Edition AV, Bodenburg 2025.

Florian Hurtig: 500 Jahre Bauernkriege. Widerstand gegen Landraub und Ausbeutung von 1525 bis heute
Dieses Buch handelt von einem 500-jährigen Krieg gegen Bäuerinnen und Bauern, der mit der Vertreibung von den Allmenden, den kollektiv genutzten Weiden und Wäldern, begann. Es folgte die wohl größte Massenerhebung in Europa für eine gerechtere Gesellschaftsordnung – die als Bauernkrieg Einzug in die Geschichtsbücher hielt und sich aktuell zum 500. Mal jährt. Florian Hurtig analysiert diesen Aufstand, dessen Niederschlagung sowie die Verstetigung eines Krieges gegen die Bauernschaft als Voraussetzung des modernen Kapitalismus und beschreibt einen erneuten Angriff auf Bäuerinnen und Bauern: Die Enteignung ihrer Beziehung zur Natur. Die moderne Wissenschaft rationalisierte dieses Verhältnis, wodurch die Ausbeutbarkeit der Natur und der Bäuerinnen und Bauern um ein Vielfaches gesteigert wurde. Erneut werden die Kollektive auseinander gestreut: Dieses Mal die artenübergreifenden Kollektive, welche das Bäuerliche all die Jahrtausende ausgemacht haben – und an dessen Negierung wir heute buchstäblich erkranken. Auch heute gehen wieder Bäuerinnen und Bauern auf die Barrikaden. Wie können wir diese Proteste in eine 500-jährige Geschichte von Kriegen gegen Bäuer:innen und ihren Widerstand integrieren – und welche positiven Ausblicke können wir wagen?
Mandelbaum Verlag, Wien 2025.

Giulio Camagni: 1525. Der Aufstand
1525, im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Heerscharen von Bauern, Handwerkern, Soldaten und ausgestoßenen Rittern schließen sich zusammen, um den Verheißungen von reformatorischen Predigern zu folgen. Sie fordern vom Adel und den kirchlichen und städtischen Herrschaften die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und erhoffen sich im Sinne des Evangeliums Gerechtigkeit. Auf maßvolle Forderungen und naive Appelle an die Gerichte und den Kaiser antworten die Fürsten mit roher Gewalt, deren Brutalität einzig und allein den Zweck hat, die unantastbare Vormachtstellung der Unterdrücker über die Unterdrückten zu bekräftigen. Die kompromisslose Haltung der Herrschenden und deren Entscheidung, gegen den »gemeinen Mann« einen Krieg zu führen, fordert das Leben von tausenden Menschen – die Chroniken von damals sprechen von 100.000 Opfern – und die Plünderung und Zerstörung zahlreicher Dörfer, Klöster und Burgen. In diesen dramatischen Monaten verfassen und veröffentlichen die Aufständischen politische Manifeste (»Artikel«), die darauf abzielen, den Gesellschaftsvertrag zwischen Untertanen und Herren neu auszuverhandeln und Menschen- und Freiheitsrechte im Namen der göttlichen Gerechtigkeit zu erlangen.

Die Grenzgänger: Wessen Welt ist die Welt
Mit „Wessen Welt Ist Die Welt?“ spielen Die Grenzgänger Lieder und Texte der mutigen Bauern, Bergleute und anderer verarmter Städter und Dörfler, die sich vor 500 Jahren gegen maßlose Fürsten und Kardinäle, Leibeigenschaft und Fronarbeit erhoben. Sie ziehen die Parallelen vom „Bauernkrieg“ von 1524/1525 bis zur heutigen Klimakrise. Wenige der Original-Lieder sind überliefert, wurden ihre Verfasser und die, die sie sangen, doch verfolgt und nicht selten hingerichtet, doch ließ sich einiges rekonstruieren. Material aus der bedeutenden Sammlung „Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters“ von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, einer der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525.

Die Frauen des Bauernkriegs
Freiheit, Teilhabe, Selbstbestimmung: Das treibt Frauen wie Katharina Kreutter aus dem thüringischen Mühlhausen Anfang des 16. Jahrhunderts an. Sie macht sich schon früh für die Reformation stark, stürmt mit anderen Frauen eine Kirche. Else Schmid, die Frau des Revolutionsführers Joß Fritz, ist schon Jahre vor dem Bauernkrieg in der Bundschuh-Bewegung im Elsass und im Breisgau aktiv. Margarete Renner, eine Bäuerin aus Böckingen, zeigt ihren Widerstand in der Verweigerung von Abgaben. Und Magdalena Gaismair aus Südtirol unterstützt ihren Mann Michael bei den wichtigsten Aufstandsbewegungen im Alpenraum.
In der Dokumentation „Die Frauen des Bauernkriegs“ werden die mutigen Taten dieser Frauen in aufwendigen Spielszenen zum Leben erweckt. Der Blick auf die Frauen ist längst überfällig: „Denn Frauen haben vielfach zum Aufruhr aufgerufen und waren teilweise die Beginnerinnen von Protesten“, so Vivien Schiefer vom Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Eine unerzählte Geschichte – nun erzählt in europäischer Perspektive, mit Schauplätzen von Südtirol bis Mitteldeutschland und von Slowenien bis ins Elsass.
Regie: Martin Betz; Sprache: deutsch; Länge: 59 mn.
Verfügbar als MP4-Download.

In der Bibliothek

Döhring, Helge: Konflikte und Niederlagen des Syndikalismus

Gramatzki, Susanne: Anarchie und Ästhetik

Hausmann, Friederike: Die deutschen Anarchisten von Chicago oder wie der 1. Mai entstand
208 Seiten. Broschiert. Mit vielen Abbildungen. 15,– €, ISBN 978-3-8031-2862-1

Herausgeber_innenkollektiv des Andrea Wolf Instituts: Wir wissen, was wir wollen… und was wir tun.

Kampfgeister Nr.3. Das Magazin des Instituts für Syndikalismusforschung

Langer, Bernd: Im Glauben an die Weltrevolution. Die Märzrevolte 1921.
Münster 2025, 176 Seiten, 14,80 €, ISBN: 978-3-89771-279-9

Pfannebecker, Mareile und Smith, James A.: Alles ist Arbeit

Probst, Milo: Für einen Umweltschutz der 99%

Richter, Mark u.a.: Spuren der Arbeit

Schmidt, Anne Christine – Albtraum Wissenschaft. Hamburg 2021

Wagner, Thomas: Fahnenflucht in die Freiheit

Wallat, Hendrik: Maximalismus. Studien zum politischen Denken von Isaak N. Steinberg

Weiss,Ruth: Miss Moore und die Blutdiamanten. Kriminalroman

Wilk, Michael: Erfahrung Rojava Wolf, Merlin: Irrwege der Kapitalismuskritik