Nieder mit der Lohnarbeit!

FAU Bielefeld

Nicht nur anlässlich eines „Tages der Arbeit“ macht es Sinn, sich kritisch mit dem auseinanderzusetzen, was uns als Menschen nun schon so lange prägt und quält: die Lohnarbeit. Wir leben in einer Arbeitsgesellschaft, was meint, dass Arbeit in unserer Gesellschaft quasi den Status eines Selbstzwecks genießt. Für die Arbeitenden bedeutet dies: Selbst wenn jemand den miesesten und schlechtbezahltesten Job hat, so solle mensch doch froh sein, überhaupt eine Arbeit zu haben. Und für diejenigen, die keine Lohnarbeitsstelle innehaben, bedeutet die Arbeitsgesellschaft sozialen Ausschluss und Diskriminierung.

Die Tradition der Arbeitsgesellschaft und des Profits
Das Mittelalter erkannte in der Arbeit eine Strafe für die sogenannte Erbsünde, dabei wurde Arbeit selbst aber berechtigterweise als Pein und Leid verstanden. Das hat sich bei Luther geändert, für den der Mensch zur Arbeit geboren sei wie der Vogel zum Fliegen. Auch Marx und Engels hatten einen eigentlich positiven Begriff von der Arbeit, sie sahen ihn als Stoffwechselprozess des Menschen mit der Natur, jedoch sei die Arbeit im Kapitalismus einer permanenten Entfremdung unterworfen (durch inhaltliche Fremdbestimmung der Produktion, Maschinenarbeit, Ausbeutungs- und Mehrwertorientierung der Arbeit), welche das Unternehmertum den Arbeiterinnen aufbürdet, um maximalen Profit zu erwirtschaften. Heute erfolgt viel zu selten eine tiefgreifende Kritik an der Lohnarbeit an sich, die in Zeiten hochindustrieller und automatisierbarer Technik (so sagte es bereits Kropotkin vor 100 Jahren an und heute z.B. der Autor Darwin Dante) eigentlich überflüssig oder zumindest massiv reduzierbar wäre, wenn dem nicht die Eigentumsverhältnisse an Produktionsmitteln, die Verinnerlichung kapitalistischer Werte und die Angst vor gesellschaftlicher Veränderung entgegenstünden. Wen mensch genau hinschaut, ist unschwer zu erkennen:
Viele Arbeiten dienen nicht der Herstellung von Gemeinwohl oder individuellem Glück, sondern der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems. Fiele letzteres weg, würde auch die Lohnarbeit wegfallen und mit ihr ein Zwangssystem, welches dem Streben nach Glück zuwiderläuft. Unter der Maßgabe, dass keine Profiterwirtschaftung für das Unternehmertum mehr stattfindet (also Mehrwert/Profit für die Kapitalistinnen entfällt), kann die allgemeine Dauer der Arbeitszeit für alle massiv verkürzt werden. Und wenn bei der Produktion die Langnutzung der Güter angestrebt wird (statt Verschleiß und Zwang zum Neuerwerb der Güter), brauchen wir nicht alles immer neu zu kaufen und können auch deshalb viel weniger arbeiten. Und wenn Funktionswissen für alle angestrebt wird statt Spezialwissen Einzelner (also keine Notwendigkeit eines Einkaufs externen Expert*innentums besteht), wird der Produktionsprozess viel günstiger, was den Anteil der Arbeitszeit der Einzelnen weiter verkürzt. Dasselbe gilt im Falle der Abschaffung unnötiger Arbeit (z.B. Abschaffung einer Verwaltung, die der Aufrechterhaltung eines Lohnsystems, der Geldwirtschaft, der Etablierung von Arbeitszwang und der Erziehung dahin dient).

Bedürfnisproduktion statt künstlicher Konsum
Und wenn Bedürfnisproduktion im Vordergrund steht statt künstlicher Konsum (der über Werbung erzeugt wird und der mentalen Aufrechterhaltung eines entfremdeten Lebens dient) und auch die Produktion für die Luxusbedürfnisse einer zahlungskräftigen Elite entfällt, kann es gelingen, alle Bereiche der Produktion darauf auszurichten, lebenswichtige Güter für alle in insgesamt sehr viel weniger Produktionszeit herzustellen. Die für den Lebenserhalt der Einzelnen notwendige Arbeitszeit lässt sich also immens verringern, wenn die kapitalistischen Verhältnisse überwunden werden. Und wenn Kooperation statt Konkurrenz das Miteinander in der Produktion bestimmen, kann eine Vielfalt kollektiver Ideenfindung zum besseren Gelingen beitragen. Und wenn die Produktion nicht länger unter die Maßgabe von Leistungszwang, innerbetrieblichen Herrschaftsstrukturen und existenzieller Angst gestellt wird, sondern das Menschliche (Mitbestimmung, Solidarität, Gemeinschaft) im Vordergrund steht, könnte sich der Prozess der produktiven Tätigkeit dem annähern, was Bob Black in den 80er Jahren unter „Spiel“ verstanden hat.

Freiheit im „Spiel“
Unter „Spiel“ verstand Black mit Rückgriff auf Friedrich Schiller, dass der produktive Mensch „beiden Seiten seiner doppelten Natur ihren Lauf lässt, dem Denken und Empfinden“. Produktive Tätigkeit als eine Form gemeinsamen Spiels könne sogar eine Verwirklichung von „Freiheit“ (im Sinne von Entscheidungs- und Handlungsfreiheit) sein. Im Vorfeld aber, so Black, „müssen wir die Menge an Arbeit, die erledigt werden muss, massiv reduzieren. Derzeit ist die meiste Arbeit überflüssig oder schlimmeres und wir sollten uns ihrer einfach entledigen“. Denn sie dient – wie oben dargelegt – der Aufrechterhaltung des Systems der Arbeit, der Kontrolle, der Messbarkeit und Erziehung zur Lohnarbeit. „Auf der anderen Seite“ – so Black – „müssen wir das, was als nützliche Arbeit bleibt, in eine erfreuliche Vielfalt spielerischer und handwerklicher Zeitvertreibe verwandeln, die von anderen erfreulichen Zeitvertreiben ununterscheidbar sind, außer darin, dass sie stattfinden, um nützliche Endprodukte zu erzeugen. Das sollte sie aber nicht weniger verlockend machen“. Dazu sollen nützliche Aktivitäten so arrangiert sein, dass sie dem Interesse und der Freude der Einzelnen dienlich (also nicht monoton und langdauernd) sind.
Der Unterschied zwischen Lohnarbeit und produktiver Tätigkeit weist den Weg in eine andere, nichtkapitalistische Lebensform. Der Philosoph Erich Fromm unterschied hinsichtlich der Produktion „entfremdete Tätigkeit“ (Lohnarbeit, „Geschäftigkeit“) und nicht entfremdete Tätigkeit. Bei ersterer „erlebe ich mich nicht als das tätige Subjekt meines Handelns, sondern erfahre das Resultat meiner Tätigkeit… als etwas…, das von mir getrennt ist“. Statt dass ich handele, handeln „innere und äußere Kräfte … durch mich“. Bei nicht entfremdeter Aktivität hingegen erleben sich die Einzelnen als „handelndes Subjekt (ihres) Tätigseins“, ein „Prozess des Gebärens und Hervorbringens, wobei die Beziehung zu meinem Produkt aufrechterhalten bleibt“, indem „ich und mein Tätigsein und das Ergebnis meines Tätigseins eins sind“. Das sei dann „produktives Tätigsein“ im Unterschied zu „bloßer Geschäftigkeit“ (entfremdeter Arbeit). Fromms Ausführungen lassen es zu, die Vorstellung der produktiven Tätigkeit im Sinne von Bob Black als „Spiel“ zu begreifen, weil die Sinne, individuelle Motivationen und sozialen Kräfte im Begriff der produktiven Tätigkeit zusammenfinden, es geht um eine der Lohnarbeit gänzlich entgegengesetzte Vorstellung von Produktion und eine Kritik der Lohnarbeit, wie sie ebenfalls im philosophischen Manifest der „Glücklichen Arbeitslosen“ oder im „Manifest gegen Arbeit“ der Gruppe Krisis zum Tragen kommt.
So schreibt die Gruppe Krisis: „Freiheit heißt, sich weder vom Markt verwursten noch vom Staat verwalten zu lassen, sondern den gesellschaftlichen Zusammenhang in eigener Regie zu organisieren… In diesem Sinne geht es … darum, neue Formen sozialer Bewegung zu finden für eine Reproduktion des Lebens jenseits der Arbeit. Es gilt, die Formen einer gegengesellschaftlichen Praxis mit der offensiven Verweigerung der Arbeit zu verbinden… Wir haben nichts zu verlieren … (aber) eine Welt jenseits der Arbeit zu gewinnen. Proletarier aller Länder, macht Schluss!“.
Da wir wesentlich Menschen und nicht Arbeitende sind, kann es nur heißen: Kapitalismus abschaffen! Der Anfang ist jetzt.

Literaturhinweise
Bob Black, Die Abschaffung der Arbeit, Anarchistische Bibliothek 1985, Direktdownload unter https://anarchistischebibliothek.org/mirror/b/bb/bob-black-die-abschaffung-der-arbeit.a4.pdf
Erich Fromm, Haben oder Sein, München 2004
Gruppe Krisis: Manifest gegen Arbeit, siehe http://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit.

erschienen in der DA-Verteilzeitung zum 1.Mai

★ Antiautoritärer und sozialrevolutionärer erster Mai 2025

[FAU Frankfurt]
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, erlebten wir in Deutschland eine Inflation, wie es sie in dieser Höhe seit den 1970er Jahre nicht mehr gab.
Die Kosten für Verbraucher*innen schossen in die Höhe: Energie verteuerte sich, die Spirale immer weiter steigender Mietpreise setzte sich fort und auch die Lebensmittelpreise zogen deutlich an. Zwar ebbt die Inflation mittlerweile erstmalig nach den Rekordjahren 2022/ 2023 mit durchschnittlich 6 % Inflation langsam ab; nach wie vor bleiben die Lohnabhängigen allerdings auf den Inflationskosten sitzen. Auch wenn die Tarifabschlüsse der letzten Jahre hoch scheinen, haben Beschäftigte weniger Lohn in der Tasche. Rund 4 % realen Lohnverlust mussten sie zum Beispiel im Vergleich zu 2022 hinnehmen.
Vernünftige Lohnabschlüsse, die diesem Trend Einhalt gebieten, sind längst überfällig. Das Geheule von politischer Seite über Streikkosten und etwaige Drohungen zur Änderung des Streikrechtes, sind in Anbetracht dieser Tatsache hingegen völlig fehl am Platz! Auch ein Blick auf die Anzahl der Streiktage führt diese Debatte ad absurdum. Deutschland belegt mit durchschnittlichen 18 Streiktagen pro Jahr und 1000 Beschäftigte lediglich einen mittleren Platz im internationalen Ranking der Länder mit den meisten Streiktagen.

Schluss also mit der falschen Bescheidenheit!
Adäquate Lohnabschlüsse schaden der Allgemeinheit nicht. Vielmehr können sie dabei helfen, personelle Unterdeckungen, die sich derzeit insbesondere in Bereichen des allgemeinen Interesses bemerkbar machen, zu beheben.
Noch immer gilt, wer für Lohnabhängige attraktiv sein will, muss in erster Linie gute Löhne zahlen und attraktive Arbeitszeiten anbieten.
Wenn Kommunen, Betriebe des öffentlichen Verkehrs oder des Gesundheitswesens und der Pflege Gehälter zahlen, die ein Leben oberhalb des Existenzminimums und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem ermöglichen, bekommen Bürger*innen vielleicht auch wieder zeitnah Termine in öffentlichen Behörden, können ihre Aufenthaltsgenehmigungen fristgerecht verlängern und kommen trotz Inanspruchnahme öffentlicher Verkehrsmittel pünktlich zu ihren Terminen.
Entgegen andersartiger Behauptungen sind die jüngsten Arbeitskämpfe weder maßlos, noch haben sie eine (wie auch immer geartete) Mitte verloren.
Sie sind notwendig, um die Lohnverluste der vergangenen Jahre auszugleichen und vor allem die personelle Deckung in Bereichen, die viele von uns in Anspruch nehmen, sicherzustellen. Maßnahmen von Arbeitgeber*innen, wie jüngst dem Frankfurter Zoo, der einem geringfügig Beschäftigten kündigte, nur weil der seinen Urlaub in Anspruch nehmen wollte, gehören hingegen nicht dazu!
Wer die Finanzierbarkeit der aktuellen Tarifforderungen in Frage stellt, dem sei gesagt: Es gibt genug Geld! Es befindet sich nur leider bei einem viel zu geringen Prozentteil der Bevölkerung.
Unser Vorschlag zur Finanzierung der Lohnanhebungen und Arbeitszeitkürzungen: Kassieren bei den Profiteur*innen der vergangenen und aktuellen Krisen.
Schluss mit dem Lohndumping – vor allem in Betrieben der öffentlichen Hand!
Her mit Lohnerhöhungen und attraktiven Arbeitszeiten für alle!
Umverteilung von Vermögen auf die Allgemeinheit organisieren!

Quelle: FAU Frankfurt

★ 28. April: Schweigeminute für die Opfer von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

Am 28. April war der „Workers Memorial Day“ (WMD), der Tag, an dem wir der Opfer von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten gedenken und gegen die Zustände protestieren, die zu ihnen führen.

Was und Wann?
Am 28. April um 12 Uhr schließen wir uns dem Aufruf der IG BAU an, eine Schweigeminute in unseren Betrieben anzustoßen. Den ganzen Tag wollen wir dafür nutzen, mit unseren Arbeitskolleg:innen verstärkt über Arbeitsschutz ins Gespräch zu kommen. Bis zum 28. April freuen wir uns, wenn ihr uns Bilder und Texte mit euren Arbeitsschutz-Tipps zuschickt. Hier findet ihr grundsätzliche Informationen zur Meldung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.

125 Grüngewerkler:innen lassen pro Jahr in Deutschland ihr Leben
Seit die FAU 2010 den WMD erstmals in Deutschland begann, ist das Problem leider kaum kleiner geworden. Im Jahr 2021 und 2023 verloren 125 Kolleg:innen in den Grünen Gewerken ihr Leben, 2022 waren es 117.¹ Das macht ca. 20 % der insgesamt 600 Toten durch Arbeitsunfälle in Deutschland aus.² Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die Gesamtzahl deutlich höher liegt, da bspw. nicht verzeichnet wird, wenn Arbeitsbedingungen zu Suizid, Drogensucht etc. führen. Die Zahl der meldepflichtigen Unfälle lag in den letzten Jahren in unseren Branchen zwischen 57.000 und 61.000, wobei alle wohl aus Erfahrungen wissen, dass leider viele Kolleg:innen Arbeitsunfälle nicht melden. Einen detaillierten Bericht, auch zu Teilbranchen findet ihr hier. Noch größere Dunkelziffern dürfte es im Bereich der berufsbedingten Krankheiten geben. Nur ein Bruchteil von uns schafft es in den körperlich und psychisch anstrengenden Bereichen der Branche bis zur Rente. Jahrelang wurde bspw. darum gekämpft, das Parkinson als durch Pestizide verursachte Berufskrankheit anerkannt wird. Dies gelang nun, doch die Hürden bleiben weiterhin hoch, die Dunkelziffern damit riesig. Obwohl bekannt ist, das Burnouts, Depression etc. gerade in der Landwirtschaft immens verbreitet sind, die Suizid-Raten zu den höchsten gehören, fehlen diese psychischen Leiden in der Liste der Berufskrankheiten bis heute völlig.

Internationale Dimension: Nicht nur auf Deutschland schauen
Wenn sich hierzulande gerühmt wird, dass die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle (in anderen Branchen) stetig sinkt, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir v.a. in einem Land von Endverarbeitung, Konsum und Absatz leben. Die gefährlichsten, dreckigsten und unhaltbarsten Arbeiten sind auf andere Teile der Welt ausgelagert. Auf Länder wie Deutschland entfallen lediglich 5% der anerkannten, tödlichen Arbeitsunfälle, während insgesamt weltweit laut International Labour Organization (der UN) ca. 6000 Arbeiter:innen pro Tag sterben, jährlich also 2,2 Millionen. Dabei sind Hunger, Krieg, langfristige Vergiftungen etc. nicht mit einberechnet.³ Wenn wir in Deutschland über Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten nachdenken, gehören dazu natürlich auch jene Menschen, die bspw. in Almeria unser (Bio-)Gemüse herstellen, unser Trockenobst schwefeln, unsere Kleidung herstellen, durch die pharmazeutischen Fabriken der Umgebung verseucht werden etc. Dabei müssen wir nicht erst bei unseren Freund:innen in Myanmar anrufen, um von grausamsten Fällen zu hören. Ausnahmsweise bekannt wurde bspw. im letzten Jahr ein Fall als ein Chef in Italien seinen indischen Landarbeiter zum sterben zurück ließ. Wie sehr mangelnder Arbeitsschutz wirklich alle betrifft, wird gerade an der Bekämpfung der Vogelgrippe in den USA deutlich. Dort provoziert mangelnder Arbeitsschutz unter der Trump-Administration das Risiko einer weltweiten, neuen Pandemie.

Keine abstrakte Diskussion: Wir trauern um Freund:innen
Bei der Nennung von Fakten und riesigen Zahlen fällt es uns manchmal schwer, den persönlichen Bezug zu behalten. Doch die Diskussion ist für uns nicht abstrakt. Als eine Basisgewerkschaft von Arbeiter:innen die sich ehrenamtlich nach Feierabend und auf der Arbeit helfen sind die Themen des WMD für uns leider Alltagssache. In den 2,5 Jahren unseres Bestehens mussten wir leider zu oft trauern, da wir einige der 125 Kolleg:innen kannten. Auf unseren Gewerkschaftstreffen sind immer einige Leute verletzt, körperlich oder mental durch die Arbeit überlastet, wir erleben, dass Freund:innen und Genoss:innen ihren Beruf wechseln müssen, weil sie den Arbeitsalltag nicht mehr packen. Vor diesem Hintergrund können wir beim Stichwort “Fachkräftemangel” der Arbeitgeber:innenverbände und der Politik nur noch zynisch lachen. Gewerkschaft heißt deswegen aufeinander aufpassen, gut zu einander sein, für den gegenseitigen Schutz kämpfen – und leider auch miteinander Trauer-Kultur entwickeln.

Aus Trauer wird Wut – aus Wut wird Veränderung
Kapitalismus tötet. Er tötet täglich tausende, zig tausende – und zerstört dabei noch die Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen. Wer sagt, Kapitalismus abschaffen zu wollen sei extremistisch und keine legitime Position, der nimmt diese Toten und diesen Raubbau an der Zukunft billigend in Kauf. Mensch könnte somit sagen, den Kapitalismus nach allem was wir erleben und wissen, zu verteidigen ist die eigentlich extremistische Position. Sich für seine Überwindung einzusetzen, die einzig vernünftig humanistische und ökologische Position.

Als Gewerkschaftsinitiative im Aufbau wollen wir in den nächsten Jahren Informationsmaterialien und Schulungen zum Thema Arbeitsschutz deutlich ausbauen. In Betrieben wollen wir für feststehende Weiterbildungszeiten in Sachen Arbeitsschutz kämpfen. Und wir wollen das Recht auf die Verweigerung riskanter Tätigkeiten in Arbeits- und Tarifverträgen etablieren. Sich gewerkschaftlich organisieren, heißt sich gegenseitig schützen und stützen – und notfalls Betrieben die Beschäftigten zu entziehen, wenn sie mit dem Leben ihrer Arbeiter:innen spielen.

Macht langsam, macht mal Pause, passt aufeinander auf,

eure Initiative Grüne Gewerke (IGG-FAU)

Quelle: 28.April: Schweigeminute für die Opfer von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

„Die Zwiebeln schmecken!“

Auf der Zwiebelplantage des AfD-Abgeordneten Jörg Dornau in Belarus arbeiten politische Häftlinge.

[Labournet, September 24]
FCK AFD
„Der deutsche Geschäftsmann und Abgeordnete der populistischen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD), Jörg Dornau, unterzeichnete eine Vereinbarung mit der Lidaer Haftanstalt „Isolationszentrum für Straffällige“ (IZS) und beschäftigte regelmäßig Belarussen, die aus politischen Gründen inhaftiert sind, auf seiner Zwiebelplantage bei Lida.
Sie erhielten etwa 5 Euro Arbeitslohn pro Tag. Wie Reform.news herausfand, inspizierte der deutsche Politiker die Arbeit der politischen Gefangenen sogar persönlich. Wir fanden einen der „Politischen“, der für Jörg Dornaus Firma „Zybulka-Bel“ Zwiebeln sortiert hat. Er heißt Andrej (Name geändert). Er ist nicht der einzige, der aus dem IZS zur Arbeit in der Landwirtschaft geschickt wurde, aber der einzige, der bereit war, Reform.news seine Geschichte zu erzählen. (…) „Wir unterzeichneten jeden Tag einen Arbeitsvertrag. Wenn der Vorarbeiter der Meinung war, dass ein Häftling gut arbeitet, erhielt er seinen Lohn. Das IZS Lida bekam 30 Rubel, der Häftling etwa 20 Rubel*. Die Zwiebeln wurden für die Handelskette „Evroopt“ sortiert.“…“

Quellen:
Labournet
Recherche des Portals „Reformation“ vom 24.09.2024 externer Link in dt. Übersetzung
taz-online

0,28€ = 1 BYS (Belarus-Rubel) => 20 BYS = 5,52€ (Kurs vom 2.10., Quelle: Umrechner

28.09.2024: internationaler Aktionstag der Solidarität mit den „6 von La Suiza“

[ICL/CIT, September 24]
Die ICL* (International Conference of Labour) rief zum internationalen Aktionstag am 28. September auf, da 6 Gewerkschafter:innen das Gefängnis droht.

22.09.2024 In Solidarität mit unseren Kolleg:innen, die in Gijon, Asturien, Nordspanien, unterdrückt und verfolgt werden, weil sie für ihre gewerkschaftlichen Rechte einstehen und im Angesicht der möglichen Inhaftierung, ruft die Internationale Konferenz der Arbeit (IKA) am 28.09. zu einem internationalen Aktionstag auf.

„28.09.2024: internationaler Aktionstag der Solidarität mit den „6 von La Suiza““ weiterlesen

Gewerkschaftsarbeit ist kein Verbrechen!

Demonstration in Gijón am 28. September
für die Freiheit der sechs Kolleg:innen der La Suiza
und für die Gewerkschaftsfreiheit

In der spanischen Stadt Gijón kämpfte 2017 unsere Schwestergewerkschaft CNT um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Belegschaft in der Konditorei „La Suiza“. Es ging um nicht bezahlte Überstunden und Urlaub, sexuelle Belästigung sowie der Kündigung einer schwangeren Kollegin. Nachdem der Chef ein Gesprächsangebot ausgeschlagen hatte, gab es angemeldete Kundgebungen und Aktionen vor der Firma mit Flugblätter Verteilen, Transparente Zeigen und öffentliche Reden über Lautsprecher. Stets war Polizei anwesend und es gab keinen einzigen Zwischenfall, den diese verfolgt hatte. Die gegnerische Seite antwortete jedoch auf die Gesprächsbereitschaft der kämpfenden Kolleg*innen mit juristischen Klagen unter Anderem wegen Nötigung und Schadenersatzforderungen in einer über 11.000 Seiten(!) umfassenden Klageschrift. Ein als sehr arbeiter- und gewerkschaftsfeindlicher bekannter Richter am Landesgerichtshof folgte dem Anliegen des Chefs und verurteilte in 2021 6 Kolleginnen zu jeweils 3,5 Jahren Haft ohne Bewährung und zu einer Geldstrafe von insgesamt 125.428€, die an den Unternehmer zu zahlen ist. Die CNT legte Berufung ein, aber der oberste spanische Gerichtshof hatte im vergangenen Juni das vorhergehende Urteil bestätigt. Die verbliebenen Rechtsmittel sind verschwindend gering: Der Gang zum Europäischen Gerichtshof bzw. der juristische Versuch die Gefängnisstrafe zur Bewährung auszusetzen.

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Wir zahlen nicht, wir streiken!

Ein Beitrag über Krisenproteste und außerbetriebliche Unterstützungsmöglichkeiten der aktuellen Arbeitskämpfe bei Post und Co.

Von: Peter Nowak – 22. Februar 2023

Kurz vor der Berliner Wiederholungswahl demonstrierten am 10. Februar knapp 4000 meist junge Menschen aus der Klimabewegung für Selbstorganisation von unten statt Hoffnungen auf die Wahlen zu setzen. Im hinteren Teil der Demonstration gab es auch einen großen antikapitalistischen Block. Dort stand auf einem Transparent die Parole: „Streik auf der Straße, der Schule und in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf ihre Politik“. „Damit wollen wir eine Verbindung ziehen zwischen unseren Klimastreiks und den Arbeitskämpfen“, sagte eine junge Frau, die das Banner trug.

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Solidarität mit der besetzten Fabrik Bio.Me in Thessaloníki

Aufruf des AKU – Wiesbaden und der Bio.Me – Kolleg*innen vom Februar 2023

Von: Ralf Dreis für AKU Wiesbaden – 14. Februar 2023

Erneut müssen wir euch leider mitteilen, dass die seit 2011 besetzte und seit 2013 selbstverwaltet produzierende Seifenfabrik Bio.Me in Thessaloníki in höchster Gefahr ist. Justiz und Kapital haben das Grundstück, auf dem sich die Fabrik befindet, klammheimlich an eine Investmentfondsgesellschaft verkauft.

Bio.Me

Wir, die Bio.Me – Arbeiter*innen, erklären, dass wir weiter in der Fabrik produzieren werden, auch wenn Staat und Kapital uns die Sondereinsatzkräfte der Polizei auf den Hals hetzen. Wir werden uns einer Räumung widersetzen. Weil dieser Ort unser Leben ist und weil wir diesen Ort auch euch verdanken. Das sind wir den zehntausenden solidarischen Menschen schuldig, mit denen wir im Laufe der Jahre zusammengekommen sind. Weil ihr in unsere Fabrik gekommen seid. Weil ihr unsere Arbeit durch den Erwerb der Bio.Me-Produkte gewürdigt habt. Weil ihr in Demonstrationen an unserer Seite wart. Weil ihr Konzerte und Feste in der besetzten Fabrik gefeiert habt. Weil ihr Schulter an Schulter mit uns den Einsatzkräften der Polizei gegenüber gestanden habt.

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