Redebeitrag „Situation der Arbeiter:innen in der Tierindustrie“

Wir von der Gewerkschaft FAU Bielefeld wollen zusätzlich zu den richtigen und wichtigen Beiträgen zum Leid der nichtmenschlichen Tiere in diesem System zusätzlich auf die Situation der menschlichen Arbeiter:innen in der Tierindustrie eingehen.

Vor allem durch das Corona-Virus sind die unwürdigen Zustände in der Tierindustrie in die Öffentlichkeit gezerrt worden: Die Arbeiter:innen müssen in großen Zahlen in viel zu beengten Unterkünften leben und ungeachtet ihres Gesundheitszustandes zur Arbeit kommen, dazu kommt das Infektionsrisiko durch die enge Zusammenarbeit in mit Blut und Fäkalien verschmutzten Bereichen.

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Redebeitrag „Wir zahlen nicht für ihre Krise“

Egal, ob im Supermarkt, in den Nachrichten oder beim Job oder Amt: Die negativen Auswirkungen dieses Systems werden immer sichtbarer. Preise für Lebensmittel, Gas und Benzin steigen und während die Konzerne Rekordgewinne einfahren, werden die angeblichen unternehmerischen Risiken direkt als Gasumlage auf uns abgewälzt.

Wir alle haben diese Erzählung schon zur Genüge hört: Erst wurde uns erzählt, dass die Chef:innen mehr verdienen, weil sie härter und mehr arbeiten. Wenn mensch dann allerdings herausfindet, dass Jeff Bezos in 10 Sekunden mehr bekommt als eine bei Amazon angestellten Person im Jahr, ist klar, dass er nicht wirklich so hart arbeiten kann. Dieser Unterschied lässt sich nicht rechtfertigen!

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Redebeitrag „Menschen über Profite – Hoch die Solidarität“

Liebe Freund:innen,
wir freuen uns, Teil des Bündnisses zu sein und mit Euch gemeinsam und selbstorganisiert auf die Straße zu gehen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, Grenzen hinter uns zu lassen und zusammenzuarbeiten, denn am Ende haben wir alle das gleiche Ziel: Ein gutes Leben für alle. Und dafür müssen wir dieses System, das dem entgegensteht, gemeinsam überwinden.

Wir erleben, dass sich der Kapitalismus von Krise zu Krise hangelt und Geld als Schmiermittel braucht, um Wachstum zu generieren, um sich selbst zu erhalten, um uns alle einschließlich des Planeten zu missbrauchen, zu benutzen und letztendlich zu töten. Und was tun wir dagegen?

Wir sind Mitglieder in der Freien Arbeiter:innen-Union, der F A U, einer basisdemokratischen und kämpferischen, selbstorganisierten und internationalistischen Gewerkschaft. Wofür wir stehen, das werden wir immer wieder einflechten und zum Schluss ausführlicher darstellen.

Geld…
ist eine schwierige Sache, zu der wir ein zwiespältiges Verhältnis haben. Einerseits wollen wir es abschaffen, andererseits sind wir momentan noch davon abhängig und leiden darunter, dass wir oft zu wenig davon haben.

Aber wir alle brauchen es, um Lebensmittel zu kaufen, die Miete zu zahlen, zur Arbeit zu kommen, ins Kino zu gehen und unser Leben zu genießen.

Ohne sind wir arm dran, können all dies nicht oder nur eingeschränkt machen und sind abhängig von staatlichen Leistungen und damit auch der Willkür des Staates.

Und noch können wir es nicht komplett durch gegenseitige Hilfe, Umsonst-Läden, Food-Sharing, Containern, eigene Kunst und DIY ersetzen.

Geld…
ist das Schmiermittel des Kapitalismus, es muss immer mehr Profit generiert werden, Wachstum ist das Mantra der Liberalen seit Jahrhunderten. Doch dieses Wachstum kommt den Menschen, die es produzieren, nicht zugute. Im Gegenteil, Leben und Lebensglück fast aller Lebewesen auf diesem Planeten werden der Anhäufung von Profiten untergeordnet.

Sozialpartnerschaftliche Gewerkschaften setzen hier immer auf den alten Gaul „Lohnsteigerung“ mittels Verhandlungen mit den Bossen und auf Tarifverträge. Sie halten das kapitalistische System mit am laufen, anstatt es zu stören oder sogar abzuschaffen, indem sie die Arbeiter:innen mit vermeintlichen “Verbesserungen” befrieden. Alle paar Jahre fordern sie ein paar Prozente mehr, also mehr Geld. Doch was heißt das?

Die Kolleg:innen die wenig verdienen, profitieren von prozentualen Erhöhungen immer weniger, als die, die mehr verdienen. Das ist die 1.Schweinerei, da die Lohnunterschiede mit jedem Tarifabschluss steigen. Die Schere zwischen besser und wenig Verdienenden klafft immer weiter auseinander.

Dies ist politisch fatal, wir Arbeiter:innen werden gespalten. Dagegen helfen nur Forderungen nach absoluten Lohnerhöhungen in Euro, besser noch gestaffelt. Auf diese Weise kann die Schere zwischen Armen und Ärmeren direkt angegangen werden, durch nicht nur gefühlte, sondern tatsächliche, reale Entlohnung für die wichtigen, aber gesellschaftliche verkannten Berufe – Gleicher Lohn für alle, da alle gleich wichtig sind.

Die Schere zwischen besser und wenig Verdiener:innen könnte sich allmählich schließen. Aber da haben weder die Bosse noch DGB-Funktionär:innen ein Interesse dran: Teile und herrsche lautet da immer noch die Devise!

Wir sollten nicht akzeptieren, dass die Eigentümer:innen der Produktionsmittel den von Arbeiter:innen erzeugten Mehrwert abschöpfen, sondern dafür kämpfen, dass diejenigen, die den Mehrwert erzeugen, ihn auch behalten können!

Die 2. Schweinerei sind die Laufzeiten der Tarifverträge. Mittlerweile gehen diese über mehrere Jahre, ganz gleich ob in der Metallindustrie, im Krankenhaus, im Büro oder im Handwerk. Da werden dann, wie jüngst bei der IG-Metall 6,8% Lohnerhöhung als Erfolg verkauft. Beträgt die Laufzeit allerdings 2 Jahre, bedeutet das rein rechnerisch, dass wir nur eine Erhöhung von 3,4% jährlich haben, und bei einer Inflation von ca. 8% heute bedeutet dies einen Reallohnverlust von über 4%!

Das Tarifvertragsrecht gibt uns die Sicherheit, dass dieser Tarifvertrag über die vollen 2 Jahre gültig ist, sagt aber auch, dass wir nicht kurzfristig und schnell auf Veränderungen reagieren können – und dürfen! Pech gehabt, wenn du deine Nachzahlungen auf die Warmmiete Anfang nächsten Jahres nicht zahlen kannst. Da heißt es EINSCHRÄNKEN!

Die nächste Schweinerei: wir dürfen nicht streiken, um unseren berechtigten Forderungen nach mehr Geld kurzfristig Nachdruck zu verleihen – Auch wenn ver.di (im Juli 2022) postet: „Streiks sind zulässig! – Du darfst streiken!“

Das ist so nicht immer richtig, da wir bis Ablauf des Tarifvertrages nicht streiken dürfen. Das nennt sich „Friedenspflicht“ und heißt, dass wir nicht auf sich ändernde gesellschaftliche Situationen reagieren können, nicht auf die Inflation, nicht auf Verschlechterungen der Situation im Betrieb, nicht auf das, was durch den Tarifvertrag erfasst ist, z.B. die Pflicht zur Ableistung von Überstunden.

Wir sehen also, dass Tarifverträge sehr 2-schneidige Instrumente sind, die uns vor An- und Übergriffen der Bosse schützen sollen, dies aber nicht immer tun, denn wenn sich z.B. der gesellschaftliche Rahmen ändert oder die Chef:innen einen Weg finden, die Einigungen zu umgehen, sind wir dieser Situation ausgeliefert.

Ich könnte auch noch mehr dazu sagen, wie „demokratisch“ Tarifverträge zustande kommen, dass zwar 75% der Mitglieder der DGB-Gewerkschaften für einen Streik, aber nur 25% für sein Ende und damit die Annahme des neuen Tarifvertrages, egal wie beschissen der ist, stimmen müssen. Aber das muss bis hier erstmal reichen.

Wofür steht nun die Freie Arbeiter:innen-Union, die FAU, als politische Gewerkschaft?
Unser Grundsatz ist der altbekannte aus der Arbeiter:innen-Bewegung: Wir bekommen nur das, wofür wir kämpfen. Das tut keine Partei, kein:e Funktionär:in oder höheres Wesen für uns. Ein WIR gibt es erst, wenn wir uns zusammenschließen, in der Gewerkschaft organisieren und dem Klassenkampf von oben unsere Solidarität entgegensetzen – Das kann gerne auch anfangen, indem ihr mal am Montag zwischen 16 und 18 Uhr zur gewerkschaftlichen Beratung kommt, wenn ihr Stress auf der Arbeit oder beim Amt habt, oder einfach auf Kaffee oder Tee ins Lokal vorbeikommt.

In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder in der FAU bundesweit ungefähr ver-6-facht. Wir führen selber Verhandlungen mit den Bossen, wir schreiben nicht einfach folgenlos Forderungen auf Papier, wir ändern die Wirklichkeit, verbessern unseren Alltag, unsere Arbeitsbedingungen. Wir streiken in kleinen Betrieben, mit wenigen Mitarbeiter:innen, egal, ob Blumenladen oder Kneipe. Wir organisieren Streiks in Konzernen mit, wie letztes Jahr bei der Oetker-Tochter „Durstexpress“ – heute übrigens als „Flaschenpost“ bekannt – das heißt, wir stehen zusammen gegen miese Arbeitsbedingungen, lange Schichten, Überstunden ohne Ende und Bezahlung, ausstehende Löhne, Kündigungen, Kürzungen des Urlaubs usw.

Oft sind es gerade die Arbeitsbedingungen, die unser Leben kaputt und uns krank machen, uns vereinzeln, wenn wir abends müde ins Bett fallen und uns nicht mehr mit Freund:innen treffen können, nicht am sozialen und politischen Leben teilnehmen können. Das ist die nächste Schweinerei.

Willkommen in der realen Welt kapitalistischer Lohnarbeit. Da hilft kein Tarifvertrag, wenn der Boss sagt, dass du heute länger bleibst, und das auch noch umsonst. Und auch kein:e ver.di-Funktionär:in. Da hilft nur organisieren und streiken, kämpferische und basis-demokratische Betriebsgruppen und Gewerkschaften gründen.

Wir laden euch ein, werdet Mitglied in der FAU. Wir kämpfen zusammen für ein besseres Leben für alle, weltweit, ohne Staaten, Grenzen, Patriarchat und Kapital! Das ist unsere Solidarität! Kapitalismus tötet, entmenschlicht uns und macht uns zu Faktoren in seinen Berechnungen, um möglichst viel Profit aus uns zu quetschen. Lasst uns solidarisch dagegenstehen, denn uns gehen Menschen vor Profiten!

Zum Schluss möchten wir noch ein Zitat aus dem empfehlenswerten Buch „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus anbringen. Darin geht es um eine Wissenschaftlerin, Chemikerin, die von der Männerwelt geschasst, vergewaltigt und aus der Uni vertrieben wird und als Chemikerin in einer Kochsendung im Fernsehen landet, denn Kochen ist Chemie! Sehr interessant, bissig, humorvoll und krass!

Zuletzt schmeißt sie die Brocken im TV aber hin, mit flammenden Abschiedsworten an ihr vorwiegend weibliches Publikum, live im Studio:

“Wenn Selbstzweifel Sie beschleichen”, sagte sie und wandte sich wieder dem Publikum zu, “wenn die Angst sie packt, denken Sie immer daran, dass Mut der Grundstein für Veränderung ist. Und wir sind chemisch dazu angelegt, uns zu verändern. Fassen Sie also morgen beim Aufwachen folgenden Vorsatz: Keine falsche Zurückhaltung mehr. Kein Unterordnen mehr unter die Meinung anderer, die Ihnen sagen wollen, was sie leisten können und was nicht. Und nie wieder zulassen, dass andere sie in Schubladen stecken, in sinnlose Kategorien wie Geschlecht, Rasse, wirtschaftlicher Status und Religion. Lassen Sie ihre Talente nicht schlummern, Ladys. Gestalten Sie ihre eigene Zukunft. Fragen Sie sich, wenn Sie heute nach Hause gehen, was Sie ändern wollen. Und dann legen Sie los.”