Warum die Polizei nichts auf dem CSD verloren hat

Dass die Polizei sich mit einem Stand und Social Media-Präsenz am CSD in Bielefeld beteiligt, hat anders als von ihr selbst behauptet, nichts damit zu tun, dass sie queere Menschen wirklich unterstützen. Es ist reine Selbstvermarktung, mit der sich die Organisation in einer Gruppe von Menschen, die über die Jahre schlechte Erfahrungen mit ihr gesammelt hat, als progressiv und vertrauenswürdig darstellen möchte.

Natürlich ist es an sich ein gutes Zeichen, dass sie diese Art der Selbstdarstellung für lohnenswert hält, denn es bedeutet, dass die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz von queeren Menschen stark zugenommen hat. Andererseits heißt das auch, dass die angebliche Unterstützung von Polizei, Staat und Unternehmen schwinden wird, wenn die Stimmung wieder umschlägt – und danach sieht es leider aus, wenn mensch die zahlreichen Bewegungen gegen queere (und vor allem trans) Menschen in sich als freiheitlich darstellenden Ländern wie Großbritannien oder der USA beobachtet. Alleine deswegen kann sie kein zuverlässiger Verbündeter sein.

Ein Pappplakat an einem Stock. Oben links steht „Früher:“ und darunter ist die Silhouette eines Polizisten gezeigt, der mit einem Schlagstock zum Schlag ansetzt. Oben rechts steht „Heute:“ und es ist der gleiche Polizist abgebildet, nur dass er dieses Mal die Progress-Pride-Flagge, eine Version der Regenbogenflagge, die auch Streifen der Transflagge und einen brauen und schwarzen Streifen für BiPOC (Black, Indigenous, People of Color) beinhaltet, auf der Jacke hat. Darunter steht „Polizei abschaffen!“

Die Polizei ist ein Werkzeug in den Händen der herrschenden Klasse, die deren Interessen gegen die lohnabhängigen Menschen durchsetzt. Ihre zur Schau gestellte Queerfreundlichkeit verschwindet in dem Moment, in dem sie eine queere Person in ein angeblich sicheres Land abschiebt, in dem queere Menschen um ihr Leben fürchten müssen, oder in dem sie eine queere Familie aus ihrer Wohnung zerrt, weil sie die Miete nicht bezahlen konnte.

Dazu kommt, dass sie als Organisation ebenso von queerfeindlichen Tendenzen durchsetzt ist wie die Restgesellschaft. Natürlich gibt es Queerfeind:innen in ihren Reihen und durch ihre Position als Durchsetzer:innen des Gewaltmonopols des Staates haben sie auch die Macht, mit ihrer Ideologie die Leben von queeren Menschen zu zerstören.

Dass die Organisator:innen des CSD Bielefeld der Polizei, Parteien und Unternehmen die Möglichkeit geben, sich mit einem Stand und Werbung darzustellen, und das ernsthaft damit begründen, dass der CSD „für alle da“ sei, zeigt, dass sie sich mit Regierung und Unternehmen gegen die Community, die sie zu repräsentieren vorgeben, verbünden. Es ist ihnen wichtiger, dass die Polizei ihr Image aufpolieren kann, als dass BiPOC (Black, Indigenous, People of Color), Sexarbeiter:innen, psychisch kranke Menschen, behinderte Menschen und alle, die schlechte bis traumatische Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, auf ihrem Event sicher sein und sich sicher fühlen können.

Auch andere unterdrückerische Organisationen, die der Durchsetzung der Interessen des Nationalstaates dienen, werden vom CSD Bielefeld unterstützt: Zum Beispiel stellen sie in einem Instagram-Post eine trans Frau, die Kommandeurin bei der Bundeswehr geworden ist, als Vorbild dar. Bei dem Film-Event zum Thema gab es natürlich auch eine Zusammenarbeit mit der Polizei.

Bei unserer Befreiung, also der Befreiung von allen Menschen, ob queer oder nicht, können wir uns nicht auf die Polizei verlassen. Im Gegenteil, sie wird jegliche Bestrebungen von Freiheit und Selbstbestimmung ohne zu zögern niederschlagen, weil sie den Profitinteressen der Unternehmen und dem Interesse des Staates, sich selbst zu erhalten, entgegenstehen.

Darum lasst uns zusammenstehen und solidarisch miteinander sein. Wir sollten uns nicht trennen lassen, sondern gemeinsam an einer Welt arbeiten, in der alle Menschen sich frei entfalten können. Wahre Selbstbestimmung wird nicht erreicht, indem mensch Forderungen an die Regierung stellt, sondern dadurch, dass wir zusammen an einer Welt arbeiten, in der keinem Menschen mehr vorgeschrieben werden kann, was er zu tun und lassen hat.

Leichte Sprache

Die Polizei gehört nicht auf den CSD

Die Polizei war auf dem CSD in Bielefeld.

Sie behauptet: Wir helfen queeren Menschen.

CSD heißt Christopher Street Day.

An dem Tag gab es einen Auf-stand von queeren Menschen.

Wir erinnern jedes Jahr daran.


Queere Menschen können sein:

Menschen, die auch Menschen mit dem gleichen Ge-schlecht lieben.

Menschen, die gar nicht roman-tisch oder sexuell lieben.

Trans Menschen.

Viele Leute sagen zum Beispiel zu trans Frauen: Du bist ein Mann.

Aber trans Frauen sind Frauen.

Menschen ohne Geschlecht.

Menschen, die weder Mann noch Frau sind.

Mehr Infos:

https://taz.de/Leichte-Sprache/!5634433/


Wir sagen: Die Polizei hilft queeren Menschen nicht.

Die Polizei soll dadurch nur besser wirken.

Viele queere Menschen haben schlechte Erfahr-ungen mit der Polizei gemacht.

Deshalb will die Polizei ihr Vertrauen be-kommen.


Viele Menschen nehmen queere Menschen heute so an, wie sie sind.

Deswegen macht die Polizei auch Werbung bei queeren Menschen.

Aber in der Zukunft kann das anders sein.

Vielleicht werden in der Zukunft mehr Menschen queere Menschen hassen.

Dann wird die Polizei queeren Menschen auch nicht mehr helfen.

Auch der Staat und Unternehmen werden ihnen dann nicht mehr helfen.

In vielen Ländern mögen Menschen queere Menschen heute schon weniger.

Zum Beispiel in Groß-britannien und den USA.

Die beiden Länder stellen sich oft als frei-heitlich dar.

Aber in den Ländern gibt es große Bewe-gungen gegen queere Menschen.

Sie richten sich häufig gegen trans Menschen.

Deswegen ist die Polizei kein Freund von queeren Menschen.

Ein Plakat aus Pappe an einem Stock.
Oben links steht „Früher:“
Darunter ist der Schatten eines Polizisten.
Der Polizist hat den Schlag-stock erhoben.
Oben rechts steht „Heute:“
Darunter ist der gleiche Schatten eines Polizisten.
Es gibt aber einen Unterschied:
Dieses Mal hat er eine Regen-bogen-flagge auf der Jacke.
Die Flagge ist die „Progress-Pride-Flagge.“
Sie hat auch Streifen der Trans-flagge in sich.
Sie hat außerdem einen brauen und einen schwarzen Streifen.
Sie soll auch trans Menschen und von Rassis-mus ver-letzte Menschen zeigen.
Ganz unten steht „Polizei abschaffen!“

Die Polizei dient der herrschenden Klasse.

Die Polizei arbeitet deshalb gegen arbeitende Menschen.

Zum Beispiel schickt sie queere Menschen in gefähr-liche Länder.

Das tut sie, wenn der Staat ihnen nicht erlaubt, zu bleiben.

Zum Beispiel wirft sie queere Familien aus ihrer Wohnung, wenn sie die Miete nicht zahlen können.


Auch in der Polizei gibt es queer-feindliche Menschen.

Das sind Menschen, die queere Menschen hassen.

Diese Menschen gibt es in der ganzen Gesell-schaft.

Die Polizei hat große Macht und kann queere Menschen auch sehr verletzen.


Eine kleine CSD-Gruppe macht den CSD Bielefeld.

Die Gruppe erlaubt anderen Gruppen, mitzumachen.

Die anderen Gruppen sind zum Beispiel:

Die Polizei.

Parteien.

Unternehmen.

Die anderen Gruppen können auf dem CSD Werbung machen.

Die CSD-Gruppe sagt: Das ist okay.

Der CSD ist für alle da.


Aber damit stellt sie sich auf die Seite der anderen Gruppen.

Sie stellt sich damit gegen queere Menschen.

Andere Menschen können nicht da sein, weil die Polizei da ist:

BiPOC

Das steht für Black, Indigenous, People of Color.

Das bedeutet Schwarze, Indigene und Leute von Farbe.

Das sind Menschen, die Rassismus erleben.

Sexarbeitende.

Das sind zum Beispiel Prosti-tuierte und Stripper.

Psychisch kranke Menschen.

Behinderte Menschen.

Alle, die schlimme Erfahr-ungen mit der Polizei gemacht haben.

Diese Menschen sind dann nicht mehr sicher auf dem CSD.

Diese Menschen können sich dann auch nicht mehr sicher fühlen.


Die CSD-Gruppe hilf auch der Bundes-wehr.

Die Bundes-wehr dient auch dem Staat.

Sie unterdrückt viele Menschen für den Staat.

Die CSD-Gruppe zeigt eine trans Frau bei der Bundes-wehr als Vorbild.

Die Frau hat den Rang einer Komman-deurin.

Das ist ein hoher Rang.

Eine Gruppe hat einen Film über die Frau gezeigt.

Die CSD-Gruppe hat das Event beworben.

Die Polizei hat auch bei dem Event geholfen.


Wir wollen die Befreiung von allen Menschen.

Von queeren und nicht-queeren Menschen.

Wir wollen Frei-heit und Selbst-bestimmung.

Unsere Befreiung ist schlecht für den Staat und die Unternehmen.

In einer freien Welt gibt es keine Staaten und Unternehmen.

Die Polizei dient aber Staaten und Unternehmen.

Die Polizei wird uns dabei nicht helfen.

Die Polizei will uns auf-halten.


Wir müssen zusammen-arbeiten.

Wir dürfen uns nicht trennen lassen.

Alle Menschen sollen sich frei ent-falten können.

Der Staat wird uns keine Selbst-bestimmung geben.

Wir müssen sie selbst erkämpfen.

Kein Mensch soll mehr Befehlen folgen müssen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert